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Der Bau der Werbelner Kirche

Erinnerungen von Helene Lissel (1906 - 2000)

zum Bau und der Entstehung der Werbelner Kirche

 

Im Jahr 1921 fand eine Bürgerversammlung und eine Besprechung um eine Kirche im eigenen Ort statt. Er erfolgte eine Eingabe an das Bistum Trier, die auch bewilligt wurde. Herr Christian Brunner war Kassenwart und Kirchenrechner.

Dann gab es Streit um den Bauplatz. Eine Partei wollte die Kirche in der Dorfmitte (also auf der Hardt), die andere Partei wollte sie auf der Schäferei hinter der Bahn. Hierzu sollte von der Firma Villeroy & Boch Wadgassen der Bauplatz gekauft werden.

Das ganze hatte sich jedoch entschieden, weil die Familie Koch, die aus Werbeln stammte, der Kirche den Bauplatz und auch den Platz zum Friedhof geschenkt hatte.

Trotzdem war eine Partei damit nicht einverstanden und ist aus dem Bauverein ausgetreten und hat ihre Spenden zurückgezogen.

So kam die Kirche mitten ins Dorf auf einen Hügel, der bis über die Hälfte abgetragen werden mußte. Das gab viel Erdbewegung. Die Bevölkerung hat geschaufelt und die Bauern haben mit Pferde- und Rinderfuhrwerken abgefahren. Drei Wochen hat das gedauert. Alle Männer, die noch arbeitsfähig waren, junge Burschen haben zu Schaufel und Hacke gegriffen.

Herr Langenberg, unser Lehrer, hat sich sehr viel Mühe gemacht. Er hat dafür gesorgt, daß eine Genehmigung zur Kollektivierung durchgesetzt wurde. Herr Langenberg hat auch mit den Schulkindern sehr viel geleistet. Die Jungen und Mädchen aus der Oberklasse haben Handlangerarbeiten gemacht. Er hat auch mit den Schulkindern Theaterstücke in der Pfarrei und Umgebung aufgeführt. Er hatte damit viel Erfolg. Das Geld, das eingespielt wurde, ging in die Kirchenkasse.

Auch wurden Tombolas veranstaltet und sämtliche Gegenstände wurden von den Bürgern geschenkt. Vor allem Handarbeit, Stick- und Strickwaren.

1923 wurde der erste Spatenstich zum Fundament gemacht. Man hat Herrn Langenberg diese Ehre angeboten, der hat es aber abgelehnt, weil er kein Werbelner Bürger war. So hat Michel Moritz den ersten Spatenstich getan.

Nun wurde das Material geliefert, das meistens auf dem Bouser Bahnhof abgeholt werden mußte. Backsteine und Ziegel wurden von Schulkindern und jungen Mädchen und Jungen abgeladen. Der Kalk war eine Sensation, er wurde unverhofft geliefert. Die Männer aus dem Dorf wussten sich nicht zu helfen, denn der Kalk mußte gelöscht werden. Mein Vater hat dann die Anleitung übernommen. Es wurde eine flache Grube ausgehoben und der Ran mit einem starken Sandwall umgeben. Dann wurden die Kalkbrocken hinein gefüllt und mit Wasser übergossen, das mit Eimern herbei geschleppt und mit Sand abgedeckt wurde. Das gab eine Rauchwolke, die bis in die Nachbardörfer zu sehen war. Alle Leute, die noch auf den Feldern waren, ließen die Arbeit liegen und eilten herbei um zu helfen. Der ganze Hügel sah aus wie ein Ameisenhaufen. Zur gleichen Zeit kam eine Delegation, zwei Geistliche aus aus Trier und Herr Pastor Ludwig aus Wadgassen, vorbei. Die Herren vom Bauamt kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, weil so viele Hände am Werk waren. Da kann nichts mehr schief gehen – und das alles ohne einen Pfennig Arbeitslohn.

Jetzt wurde das Fundament gelegt. Es kamen sechs Maurer, die aus Baden stammten. Herr Langenberg hat mit den Kindern aus dem 5. Schuljahr und denen vom letzten Schuljahr, die von ihm entlassen wurden, vierstimmig gesungen. Die Psalmen „Der Herr ist mein Hirt“ und „Hebe Deine Augen auf zu den Bergen, von welchen Dir Hilfe kommt“. Nun war der Kirchenchor gegründet und es kamen auch Männerstimmen dazu und es wurde zweimal abends geprobt.

Der Bau ging schnell voran, denn die Maurer haben flink gearbeitet. Als der Grundstein gesetzt wurde, hatten wir schon einen vollständigen Chor.

Die Grundsteinlegung wurde sehr festlich veranstaltet. Es kamen Menschen aus der ganzen Pfarrei und Umgebung. Es kam auch viel Prominenz und auch die Spenden waren sehr reichlich. Auch die Kollektspenden haben sehr viel gebracht.

Die Arbeit ging schnell von der Hand; die Maurer waren in fünf Monaten fertig. Das Bauholz und die schweren Balken wurden von Pferdefuhrwerken gebracht. Damals gab es noch keine Autos und keinen Kran. Sie wurden von sechs Männern an Ort und Stelle getragen und mit starken Seilen und Handkurbeln hochgezogen. Als die Decke fertig war, wurden die Ziegel hochgeschafft. Da halfen auch wieder die Schulkinder mit. Die Leitern reichten nur bis unter die Dachrinne. Einer musste deshalb in der Dachrinne knien und die Ziegeln annehmen und weiterreichen. Derjenige, der oben kniete, musste schwindelfrei sein. Der Turm war das Schwierigste am Dach.

Dann kamen die Gipser und die Schreiner. Danach kam der Fußboden, die Bänke und die Fenster, die teilweise von verschiedenen Familien bezahlt wurden.

Anfangs hatten wir nur einen Notaltar, den die Schreiner gezimmert hatten, und auch nur ein Harmonium. Später bekamen wir unseren schönen Barockaltar und eine Orgel.

Als die Glocken kamen war ein großer Jubel. Die ganze Dorfjugend lief dem Wagen entgegen bis zum „Bierenfeld“.

Und so ist unsere Kirche in einem Jahr hingestellt worden. Sie wurde am 13. Juni 1924, dem Tag des „Heiligen Antonius“, eingeweiht.

Als zum ersten Male die Glocken läuteten, kamen so manchem die Tränen.

 

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