W e r b e l n
W e r b e l n

Der große Aufbruch

 

Sie kamen zu Millionen, wagten ein Leben in der Fremde und veränderten das Land, das zu ihrer neuen Heimat wurde:

Die Geschichte der deutschen Amerika-Auswanderer im

19. Jahrhundert.

 

VON Bernd Brunner

 

"Die große Fruchtbarkeit des Bodens, dessen ungeheure Ausdehnung, das milde Klima, die herrlichen Wasserverbindungen, der durchaus freie Verkehr in einem Raume von mehreren tausend Meilen, die vollkommene Sicherheit der Personen und des Eigenthumes, bei sehr geringen Staatslasten, das ist es, was man als die eigentlichen Pfeiler der glücklichen Lage der Amerikaner zu betrachten hat. In welchem andern Lande der Erde findet man dieses alles vereint?", schreibt Gottfried Duden in seinem "Bericht über eine reise nach den westlichen Staaten Nordamerika´s und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri" von 1829. Der Remscheider Jurist gelangt 1824 zunächst nach Maryland und bald nach Missouri , wo er Land erwirbt und eine Farm bewirtschaftet.

Duden schildert die Verhältnisse in den schönsten Farben. Doch nicht immer ist der Neuanfang einfach, nicht bei allen Auswanderern ist die Begeisterung über die neue Heimat ungeteilt, und natürlich erfüllen sich nicht alle Hoffnungen der Neuankömmlinge. Ganz zu schweigen von den Strapazen der Überfahrt: Mehrere Millionen Menschen allein aus den deutschen Landen nehmen sie im 19. Jahrhundert auf sich. Die Auswanderung nach Amerika erreicht in jener Zeit einen Höhepunkt, wird zu einer Massen-bewegung. Was aber trieb die Menschen ins Ungewisse, was bewegte sie, an einem vollkommen fremden Ort ein neues Leben zu beginnen?

Von der "Aussicht in eine heitere Zukunft" schreibt H. W. E. Eggerling in seiner 1832 erschienenen Kurzen Beschreibung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika . "Der rechtliche, kluge und tätige Mann lebt nirgends so gut, so frei, so glücklich als in Amerika, der ärmste besser als der in Europa zwei Stufen höher stehende", heißt es dort. Auch wenn in Auswanderer-Ratgebern gelegentlich von Schattenseiten und Risiken die Rede ist, erscheint Amerika denn auch meistens als positives Gegenbild zum armen "Kartoffelland" Deutschland.

Bis 1820 kommen gerade einmal 150.000 Deutsche nach Amerika. Doch dann steigen die Zahlen rasant an. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die stetig wachsende Bevölkerung, häufige Missernten und die sich daraus ergebenden Hungersnöte bedrohen die Existenz so sehr, dass eine Auswanderung oft die einzig mögliche Option ist. Zwischen 1820 und 1850 steigen die Preise für Roggen, Kartoffeln und Kleidung um das Doppelte, bei nur geringfügiger Erhöhung der Löhne. Strenge Zunftregeln beschränken das Fortkommen junger Handwerker. Die übliche Aufteilung des Erbes auf verschiedene Nachfahren, die sogenannte Realteilung, veranlasst außerdem viele junge Menschen, nach anderen Wegen Ausschau zu halten. Nicht wenige Zeitgenossen leiden auch unter "Europamüdigkeit", hinter der sich oft eine Resignation angesichts der politischen Verhältnisse verbirgt, oder wollen die Wehrpflicht umgehen. Anders als in den Jahrhunderten zuvor spielen religiöse Gründe nun kaum noch eine Rolle.

Verbote der "Verziehung aus dem Lande" gibt es im 19. Jahrhundert kaum noch, denn sie ist ein Ventil gegen die Überbevölkerung und in diesem Sinne meistens erwünscht, zumal die Sozialkassen der Gemeinden entlastet werden. Manchmal bekommen Auswanderungswillige sogar eine Prämie, um die Reise bezahlen zu können. Noch bis in die 1820er Jahre hinein wird das sogenannte Redemptionssystem praktiziert: Auswanderer treffen mit dem Kapitän eine mündliche Vereinbarung, die Überfahrt in Amerika über einen Vertrag abzuarbeiten. Ohne diese Möglichkeit hätte mehr als die Hälfte der deutschen Auswanderer des 18. und frühen 19. Jahrhunderts nicht nach Amerika gelangen können.

Die Reise dauert vier bis sechs Monate. Zu Fuß, auf Pferdefuhrwerken oder etappenweise auf Schiffen und Lastkähnen begeben sich die Menschen allein, in der Gruppe, manchmal in einer Art Karawane auf den Weg zum Hafen. Die deutschen Seehäfen werden für die europäischen Auswanderer im Laufe des 19. Jahrhunderts dabei immer wichtiger. Eine regelmäßige Verbindung zwischen Bremen und New York wird 1822 eingerichtet, ein regelmäßiges Paketschiff folgt 1826. Bald fahren das ganze Jahr über Schiffe nach Baltimore, New York, New Orleans, Philadelphia und Charleston. Hamburg zieht wenige Jahre später nach. Und auch das kleine Bremerhaven entwickelt sich zu einem beliebten Auswandererhafen. Von Bremen ist man dorthin noch zwei bis drei Tage auf kleinen, mithilfe von Staken bewegten Kähnen unterwegs.

Bevor in Bremerhaven 1850 das für 2.500 Personen ausgerichtete Auswandererhaus eröffnet wird, kommen Ausreisewillige häufig in Scheunen oder auf Dachböden unter, wenn die Schiffe belegt sind oder noch nicht abfahrbereit. "Hier herrscht eine Schweinewirtschaft, von der sich kein Mensch eine Idee macht!", schreibt eine Prüfungskommission im Jahr 1847. Auch in den französischen und englischen Häfen ist der Andrang groß. Die Fahrt nach Le Havre hat den Vorteil, dass der Hafen näher am Atlantik liegt, sodass selbst bei schlechtem Wetter das Risiko, tage- oder wochenlang in der Nordsee oder im Ärmelkanal hängen zu bleiben, geringer ist. Die englischen Häfen behalten ebenfalls ihre große Bedeutung. Manche Auswanderer erhalten von ihren Verwandten in Amerika im Voraus bezahlte Fahrkarten, die dann zum Beispiel für die Schiffsreise ab Liverpool gültig sind.

Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dauert die Überfahrt nach New York im Durchschnitt 45 Tage. Eine zweimastige Brigg oder dreimastige Bark kann bis zu 250 Passagiere transportieren, von denen die meisten ihre Zeit auf den Zwischendecks verbringen, wo der vorgesehene Schlafraum eng bemessen ist: Üblicherweise werden für vier erwachsene Reisende nicht mehr als 1,80 mal 1,80 Meter veranschlagt. 1847 ordnet der amerikanische Kongress eine Begrenzung der Zahl der Passagiere auf den Auswandererschiffen an – mit der Folge, dass sich in den europäischen Hafenstädten die ausreisewilligen Menschen stauen. Nach 1850 werden Segelschiffe zunehmend durch Dampfschiffe abgelöst: Mit den neuen Schiffen kann die Fahrtzeit auf bis zu acht Tage verkürzt werden, man ist unabhängiger vom Wetter, und die Zahl der Passagiere lässt sich auf bis zu 800 steigern. Die Fahrt mit den Seglern bleibt dennoch bis in die 1870er Jahre attraktiv, weil sie nur die Hälfte kostet.

Die Überfahrt ist oft lebensgefährlich: Während seiner dritten Passage von Hamburg nach New York im September 1858 gerät das Hapag-Dampfsegelschiff Austria mit 538 Passagieren an Bord durch unsachgemäßes Hantieren mit Teer beim Ausräuchern der Decks in Brand und sinkt vor der Neufundlandbank – nur 89 Menschen überleben die Katastrophe. Das von der Hamburger Reederei Sloman betriebene Segelschiff Leibnitz mit rund 550 Reisenden erreicht nach 70-tägiger Fahrt am 21. Januar 1868 sein Ziel, hat aber etwa hundert Cholera-Opfer zu beklagen. Unter dem Zwischendeck war ein zusätzliches Deck eingebaut worden, um noch mehr Passagiere unterzubringen; der von der New Yorker Einwanderungsbehörde bestellte Kommissar Friedrich Kapp beschreibt es als "vollständige Pesthöhle".

In New York werden von 1855 an alle ankommenden Einwanderer durch das Landungsdepot in Castle Garden an der Südspitze Manhattans geschleust. Von 1892 an ist Ellis Island, im Mündungsgebiet des Hudson River vor Manhattan gelegen, zentraler Sammelpunkt für Einwanderer: Ellis Island ist nicht nur größer als Castle Garden, sondern durch seine Insellage auch besser geeignet.

Von New York aus ziehen die Einwanderer dann weiter ins Landesinnere. War das typische Siedlungsgebiet der deutschen Einwanderer auf Pennsylvania, Maryland und New York konzentriert, verlagert es sich um die Jahrhundertmitte auf das German Triangle , das deutsche Dreieck, zwischen Milwaukee (Wisconsin), St. Louis (Missouri) und Cincinnati (Ohio). Dort bilden sich deutsch geprägte Wohnviertel heraus, mit eigenen Kirchen, Vereinen, Schulen und Theatern. Die Siedler können immer weiter nach Westen expandieren, weil sie die Indianer zurückdrängen und sie zwingen, große Präriegebiete abzutreten. Tausende von Deutschen werden in den dem Bürgerkrieg folgenden Jahrzehnten von staatlichen Agenturen, Kirchen, Eisenbahngesellschaften und Geschäftsleuten mit dem Hinweis nach Kansas, Nebraska, Dakota und Oregon gelockt, dort günstig noch nicht erschlossenes Land erwerben zu können.

Amerika unterscheidet sich für die Neuankömmlinge in vielerlei Hinsicht von allem Gewohnten. Sie schildern in ihren Briefen an die Angehörigen in der deutschen Heimat die klimatischen Unterschiede, den höheren Lebensstandard, sie erzählen von exotischen Früchten und dem hohen Fleischverbrauch.

Viele haben mit Mentalitätsunterschieden zu kämpfen. Franz Löher klagt in Die deutschen Auswanderer der gebildeten Stände in Nord-Amerika (1853): "Der heiße Geschäftsdrang, das unaufhörliche Marktgewühl wird widerwärtig; die nackte, rohe Selbstsucht in der Politik, die grandiose Heuchelei im religiösen Leben tritt hervor; man empfindet das Unfreudige und streng Einförmige und Einseitige des amerikanischen Charakters; man merkt den Mangel tieferen geistigen Lebens, die Seltenheit wahrer Bildung bei aller äußeren Politur." Manche fühlen sich von den Amerikanern geradezu ausgenutzt. Wieder andere beklagen einen Mangel an Anstand und Gerechtigkeitsempfinden: Dass es in Amerika möglich ist, dass wegen krimineller Vergehen festgenommene Personen gegen die Zahlung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt werden, empört manchen Deutschen.

Die Auswanderer finden sich in einer ethnisch und sprachlich ungewohnt heterogen zusammengesetzten Gesellschaft wieder. Oft sind sie erschrocken über die Verwahrlosung von Schwarzen, die sie nach ihrer Ankunft in den amerikanischen Hafenstädten sehen.

Wenn Auswanderer ihre Begegnungen mit Indianern beschreiben, spiegeln sich darin

Klischees wider und zugleich das Bemühen um Verständnis und Sympathie. Hermann B.

Scharmann, der 1849 vom Goldrausch erfasst wird und mit Frau und Kindern von New York aus den Weg an die Westküste zurücklegt, trifft in Wyoming auf eine große Gruppe von Sioux. "Ihr Anblick war grotesk, ihr Erscheinen und ihre Tracht wunderbar", schreibt er. Er raucht mit dem Häuptling, es ist eine friedliche Begegnung, bei der, so Scharmann, "die Wilden" ihm in jedem Fall nicht so schlimm vorkommen "wie viele Civilisierte".

Doch es gibt auch eine dunkle Seite: In der 1854 in Minnesota von deutschen Siedlern gegründeten Stadt New Ulm kommt es nach anfänglich friedlichem Zusammenleben zu einem blutigen Massaker an Indianern, als die zahlenmäßig weit überlegenen Sioux versuchen, die Stadt zu erobern.

Um Erfolg zu haben, müssen sich die Auswanderer zügig die englische Sprache aneignen und auch bis dahin ungewohnte Tätigkeiten übernehmen. Zwar irritiert es nicht wenige Deutsche, dass in Amerika Angehörige höher stehender Schichten sich herablassen, unstandesgemäßen Hilfstätigkeiten nachzugehen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Grundsätzlich aber verträgt sich ihr Arbeitsethos gut mit dem der etablierten Amerikaner.

Deutsche stehen schon damals in dem Ruf, hart und präzise zu arbeiten und technische Erfindungsgabe zu besitzen.

Bis zur Jahrhundertmitte kommen sie vor allem aus den südlichen und südwestdeutschen Kleinstaaten, es sind vorwiegend Handwerker und Kleinbauern. Die Anpassung verläuft nicht immer reibungslos, weil Arbeitsabläufe anders organisiert sind und sich die Materialien und Werkzeuge unterscheiden. Zum Beispiel werden geschlachtete Tiere auf andere Art zerlegt und die Preise anders berechnet. Durch den Vorsprung der Vereinigten Staaten bei der Industrialisierung ist in manchen Berufen die Arbeitsteilung viel weiter vorangeschritten. Die Aufgaben von Wagnern, Gerbern, Färbern und Seilern haben sich längst in Fabriken verlagert. Im Handel und im Kleingewerbe tun sich dagegen zunehmend Beschäftigungsmöglichkeiten auf.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts löst die Arbeitswanderung die ländliche Siedlungswanderung ganzer Familien ab. Nun sind es vor allem Arbeiter aus Industrie und Landwirtschaft, Dienstmädchen, städtische Handwerker und Kaufleute, die nach Amerika aufbrechen. Der Lohn ist bei etwas höheren Lebenshaltungskosten bis zu viermal so hoch wie in der Heimat, sodass sich die Kosten für die Überfahrt von etwa einem Jahreslohn bald rentieren.

Elisabeth Kleinegesse schreibt ihren Geschwistern 1859 aus New York, dass sie "vom Esel auf ein schönes freies Pferd gestiegen" ist. Deutsche Frauen haben zwar theoretisch bessere berufliche Entfaltungsmöglichkeiten als zu Hause, können diese aber nur begrenzt wahrnehmen, weil die Tätigkeit verheirateter Frauen nicht mit dem traditionellen Rollenverständnis in Einklang zu bringen ist, das sich erst mit der Zeit den amerikanischen Verhältnissen anpasst.

Mit den Erfahrungen in Amerika verändert sich die Sicht der Einwanderer auf die alte Heimat. Vielen kommt Deutschland eng und rückständig vor, und sie haben das Gefühl, in der großen Welt angekommen zu sein, die "miserable Kleinstaaterei" hinter sich gelassen zu haben. Während manche unter Einsamkeit und dem Unvermögen leiden, Anschluss zu finden, identifizieren sich andere so stark mit der neuen Kultur, dass sie alle Verbindungen zur Vergangenheit abbrechen. Karl Friedrich Wilhelm Wander rügt im Auswanderungskatechismus (1852) jene Landsleute, "welche sogar die empörendsten Missbräuche, Ungehörigkeiten und Uebelstände vertheidigten, weil sie amerikanische waren, und auf Deutschland die heftigsten Schmähungen ausstießen, obgleich sie noch dieselben Beinkleider und denselben Rock trugen, die sie sich in Deutschland erworben hatten".

Etliche Menschen kehren indes nach Europa zurück, weil sie in der Neuen Welt nicht zurechtkommen. Manche erleben einen Realitätsschock und geraten in existenzielle Nöte, viele Männer können keine passende Partnerin finden. Wieder andere erwarten zu Hause ein Erbe, oder sie sind erkrankt und erhoffen sich in Deutschland eine bessere medizinische Versorgung. Auch der eingangs zitierte Auswanderer Gottfried Duden, der zunächst in den höchsten Tönen von Amerika schwärmt, kommt nach drei Jahren nach Deutschland zurück.

Wie viele Auswanderer die Rückreise antraten, ist schwer zu ermitteln. Die Quellenlage ist unübersichtlich, weil in den Passagierlisten kein Unterschied zwischen Rückwanderern, Besuchern oder Geschäftsleuten gemacht wird. Realistisch ist die Annahme, dass es wohl ein knappes Fünftel der Auswanderer war.

Genauer wissen wir über die Einwanderer Bescheid, die es in der Neuen Welt zu etwas gebracht haben: Die Liste erfolgreicher deutschamerikanischer Unternehmer ist lang. Das Brauereigewerbe ist fast vollständig in deutscher Hand. Legendär sind Anheuser-Busch, Pabst, Schlitz und Blatz, um nur die größten Betriebe zu nennen. Der in Preußen geborene Charles (Karl) Krug experimentiert mit Traubensorten und keltert als Erster Wein im kalifornischen Napa Valley. Der Pfälzer Friedrich Weyerhäuser kauft Waldgebiete auf und gilt bald als Holzmagnat des Westens. Der Württemberger Henry Müller (Miller) wird zum cattle king des Westens. Johann Jacob Bausch, ein Optiker, und sein Finanzpartner Henry C. Lomb gründen 1853 in Rochester, New York, eine Manufaktur für Monokel: Bausch & Lomb.

Deutsch-jüdische Geschäftsleute sind häufig, wenn auch nicht nur, in der Bekleidungsindustrie und im Textilhandel zu finden und legen die Wurzeln für Warenhäuser wie Macy’s und Saks Fifth Avenue. Legendär ist der aus dem niedersächsischen Wolfshagen gebürtige Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg, der sich in der Neuen Welt Henry E. Steinway nennt. Parallel formiert sich auf dem Finanzsektor eine kleine Elite jüdischer Kaufleute. Die Bank J. & W. Seligman & Co. spielt eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung wichtiger Eisenbahnstrecken. Ein Neuanfang in Amerika ist für Juden besonders verlockend, weil in den deutschen Staaten die Matrikelgesetze einer freien Berufs- und Wohnortwahl im Wege stehen.

Auch viele deutsche Ingenieure machen ihr Glück in den USA . Dazu zählt der Brückenbauer Johann August Roebling. Die Fertigstellung seines berühmtesten Bauwerks, der New Yorker Brooklyn Bridge, erlebt er allerdings nicht mehr. Bei Vermessungsarbeiten erleidet er einen schweren Unfall und erliegt kurz darauf seinen Verletzungen. Auch Roeblings ältestem Sohn Washington, der die Bauleitung übernimmt, bringt die Brücke Unglück: Nach Taucharbeiten leidet er an der Dekompressionskrankheit und muss die Aufgaben in andere Hände abgeben – an seine Frau Emily Warren, der es vorbehalten ist, die Brücke am 24. Mai 1883 als Erste zu überqueren.

Aus amerikanischer Sicht erschienen die Deutschen als eine große, durch ihre Sprache verbundene Gruppe. Für die Deutschen selbst war die Situation komplizierter. Man kann sich leicht die Verständigungsprobleme zwischen Schwaben und Norddeutschen vorstellen, die vielleicht nicht einmal Hochdeutsch sprachen. Anders als bei den Iren ist bei den Deutschen vom Großgrundbesitzer bis zum Landarbeiter das ganze gesellschaftliche Spektrum vertreten. Hinzu kommen Religionsunterschiede. Protestanten und Katholiken können Nachbarn sein, sich aber im Alltag aus dem Wege gehen. Von der ablehnenden Haltung zur Prohibition, zum totalen Alkolholverbot, einmal abgesehen, gibt es kaum Anliegen, für die alle Deutschen mit einer Stimme sprechen. Im Kontext einer Gesetzesvorlage für das Parlament von Illinois im Jahre 1883 kritisiert die Chicagoer Arbeiterzeitung : "Der ganze Wahlstreit drehte sich wieder einmal um die leidige Bierund Schnapsfrage. Und für dieses ärmliche Interesse trat das Deutschthum einmüthig auf, dasselbe Deutschthum, das sich für höhere, wichtigere, idealere Interessen nicht einigen kann."

LITERATUR ZUM THEMA

Bernd Brunner: "Nach Amerika. Die Geschichte der deutschen Auswanderung" C. H. Beck, München 2009.

Alexander Emmerich: "Die Geschichte der Deutschen in Amerika. Von 1680 bis zur Gegenwart" Fackelträger, Köln 2009.

Inhaltsverzeichnis unserer Homepage

Ihr Partner für Neubau, Altbausanierung, Außenanlagen und mehr

Eine gute

Entscheidung!

Luftbild von Werbeln aus dem Jubiläumsjahr 2014
Druckversion | Sitemap
© Werbeln